(Hafenanlage früher) (ehemaliger Hafen heute)
Von der im Zuge der städtebaulichen Maßnahmen zur Neustadt errichteten imposanten Hafenanlage, welche uns Appian schildert, sind aus grabungstechnischen Gründen nur kleine Ausschnitte bekannt. So wurde nur auf der Insel sowie nördlich derselben gegraben, ebenso westlich des Tophet am rechteckigen Hafen (Handelshafen). Die stratigraphische Abfolge auf der Insel ergibt eine Abfolge von sechs Kulturperioden, von ca. 400 bis zur byzantinischen Epoche am Ende des siebten nachchristlichen Jahrhunderts.
Erst im archäologisch nachweisbaren Höhepunkt der Stadtentwicklung, welche den politischen Ereignissen zu widersprechen scheint, nämlich in den 50 Jahren, welche der schweren Niederlage des zweiten punischen Krieges 202 v.Chr folgten, erfolgte der Ausbau der Häfen in ihrer von Appian (einer Textstelle von Polybios zitierend) uns überlieferten monumetalen Weise: Kriegs-, Werft- und Handelshäfen. Hafenanlagen vor dem 4.Jh. sind gänzlich unbekannt. Zur genauen Lage der Hafenanlagen früherer Zeit liegen bisher nur Vermutungen vor. Vermutlich lag der archaische Hafen Karthagos in der Bucht du Kram südlich des heutigen Lagunengebietes, im jenem Gebiet wo in späterer Zeit die Hafeneinfahrt vermutet wird.
Der Hafen bis um die Mitte des 4.Jhs.v.Chr.
Im Bereich der späteren Häfen fanden sich Spuren eines mindestens 350 m langen, 2 m tiefen von Menschenhand geschaffenen 15-20 m breiten Kanals. Er schneidet mittig die spätere "Admiralitäts-Insel" und verläuft schräg zwischen dem späteren rechteckigen Hafen und dem Tophet vorbei südwestlich wo er auch in den amerikanischen Grabungen erfaßt wurde. Er diente als breiter Drainagekanal vermutlich zur Sanierung des sumpfigen Lagunengeländes und stand (anhand von Muschelresten nachweisbar) mit dem offenen Meer in Verbindung. Aus diesem Grunde und wegen seiner Breite diente er vermutlich auch gleichzeitig als Kanalhafen. Er wurde im Laufe des 4.Jhs. zugefüllt, wobei das Datum seiner Aushebung nicht genau festgelegt werden kann. Er mag aber, wie anhand der Stratigraphie der Sedimente erkennbar, nicht lange in Benutzung gewesen sein. Zeitgleich zu dieser Anlage mögen die im Gebiet der "Admiralitäts-Insel" festgestellten länglichen Holzstrukturen (Hellinge ?) im Bereich der späteren Schiffshäuser sowie die im westlichen Gebiet ergrabenen Handwerkerbetriebe gehören (Metallverarbeitung, Töpfereibetriebe).
Die punischen Häfen Ende des 3.- Anfang des 2. Jhs.v.Chr.
Die Hafenanlagen dieser Zeit sind nur spurenhaft erhalten. Es sind dies die Anlagen aus der Endzeit des punischen Karthagos, wie sie uns Appian auf eine Quelle zur Zeit der römischen Eroberung 146 v.Chr. zurückgehend beschreibt. Der kreisrunde Militärhafen und der mit ihm in Verbindung stehende rechteckige Handelshafen, wurden unter erheblichem Aufwand gebaut. Große Erdreichmassen mußten hierzu ausgehoben und aufgeschüttet werden. So umschließt allein der Handelshafen ein Gebiet von ca. 123.000 Kubikmeter Erde (ca. 150 x 400 m, T. 2.00 m), während der Kriegshafen mit geschätzten 115.000 Kubikmeter etwas kleiner war. Allein ca. 10.000 Kubikmeter mußten aufgechüttet werden, um auf der Insel die nötige schräg-konische Oberfläche zu gestalten für die Hellinge. Hinzu kämen die weiteren Schiffshäuser rund um den Rundkanal, welche die Insel umgibt.
Der Handelshafen war mit dem Meer durch eine 70 Fuß breite Zufahrt verbunden. Da der Kriegshafen als militärisches Sperrgebiet durch eine zweifache Mauer geschützt war, konnte man vom Handelshafen durch bestimmte Tore direkt in die Stadt gelangen. Während die Anlage des Handelshafens mit als "limen" bezeichnet wurde, so trug der Rundhafen den Namen Kothon. Grabungen erbrachten Erkenntnisse zu der Kaianlage des rechteckigen Handelshafen und zur sog. "Admiralitäts-Insel" des Kriegshafens. Eine zeitliche Abfolge innerhalb des Hafensbaus erscheint möglich, wobei der Handelshafen etwas älter wäre.